Am Donnerstag ging es dann gemeinsam los in Richtung Süden. Morgens holten wir zunächst unser Mietauto ab, um dann für unseren Trip einkaufen zu gehen. Wobei sich das Einkaufen gegen unsere Erwartungen als weitaus komplizierter herausstellte als das Ausleihen des Autos. Außer den beiden Führerscheinen, der Kreditkarte und der Handynummer wollte die Autovermietung nicht wissen, setzte dann aber auch voraus, dass wir nichts über das Auto wissen wollten. So sahen wir uns in den vier Tagen hin und wieder mit kleineren Problemen konfrontiert wie beispielsweise: Wie kann man den Tankdeckel öffnen? oder Wie stelle ich das Licht ein? Eine Stunde später als geplant fuhren wir dann aber tatsächlich los.
Vorbei an unzähligen Gewässern und mit Pausen an idyllischen Orten erreichten wir dann am frühen Abend Vimmerby. Dort in der Nähe wollten wir unser Zelt aufschlagen. Leichter gesagt als getan. Zunächst musste ein geeigneter Platz gefunden werden. Auch wenn in Schweden überall gezeltet werden darf, sofern das Gelände nicht offensichtlich privat ist, ist es schwer einen solchen zu finden.
Entweder waren die tollen Fleckchen umzäunt oder es waren Stoppelfelder auf denen wir nicht zelten wollten, war das Zelt doch geliehen und würde der „Verleiher“ sich eher weniger über Löcher im Zeltboden freuen. Nach einer Stunde erfolgloser Suche hatten wir dann doch Glück. Wir fanden ein Fleckchen und begannen, das Zelt aufzubauen, was uns ohne Probleme gelang.
Erst nachts stellte sich dann heraus, dass der Platz vielleicht auch doch nicht so glücklich gewählt war, auch wenn wir schon auf unseren Wunsch, am See zu zelten verzichtet hatten. Fast zwei Stunden lang röhrte nachts ein Elch und etwa stündlich fuhr ein Zug quasi direkt am Zelt vorbei. Aber nichts desto trotz schlief zumindest ich wunderbar und ließ mich auch von der lauten Umgebung nicht davon abhalten. Gefroren haben wir trotz vermutlicher Minusgrade nicht. Dafür mussten wir aber Eis vom Zelt schütteln und versuchen es ein wenig zu trocknen, bevor wir es, gemeinsam mit unserer riesigen Provianttasche, zwei Schlafsäcken, diversen Decken und Kissen, zwei Isomatten und den Klamotten im Auto verstauten. Nach einem Frühstück im Auto, Zähneputzen und einer kleinen Morgentoilette ging es dann nach Vimmerby, wo wir zunächst die Stadt anschauten mit Pippi’s Süßigkeitenladen, dem Haus, in dem Michels Arztbesuch gedreht wurde,…
Danach machten wir noch einen Abstecher nach Näs bei Vimmerby, um das Geburtshaus von Astrid Lindgren, das Haus in dem sie aufwuchs und einige andere Häuser zu besichtigen. Außerdem durfte natürlich der Besuch des Limonadenbaums nicht fehlen. Kaum hatten wir uns gefreut, dass wir Bilder von dem Baum machen konnten, ohne dabei von Touristenhorden gestört zu werden, kam dann doch noch eine Gruppe Kinder mit Betreuungsperson hinzu. Zu unserer großes Enttäuschung handelte es sich bei der Gruppe nicht um schwedische Kinder, sondern um deutsche, sodass wir sofort ins Englische wechselten.
So gut auf Astrid Lindgren eingestimmt ging es dann in Astrid Lindgrens Värld (Astrid Lindgrens Welt), eine Art Freizeitpark, in dem diverse Schauplätze aus Astrid Lindgrens Bücher in Miniatur nachgebaut waren: Bullerbü, die Krachmacherstraße von Lotta, die Villa Kunterbunt von Pippi Langstrumpf, die Mattisburg aus Ronja Räubertochter, das Haus des Däumlings,… Da wir zur Nebensaison unterwegs waren, befand sich quasi niemand auf dem Gelände, nirgends mussten wir anstehen, überall konnten wir hineinkrabbeln (teilweise erst nachdem wir unsere Jacken und Taschen abgelegt hatten, weil die Gebäude ja nur in Miniatur nachgebaut waren). Allerdings waren auch die Bücher- und Klamottenläden, die Eisdiele, der Taxistand,… geschlossen. Dennoch hatten wir unseren Spaß! Nach mindestens vier Stunden in dieser wunderbaren Welt mussten wir dann Richtung Nordwesten aufbrechen. Nach der ersten Nacht im Zelt und mit dem Wissen, dass das Zelt bis Sonntag dringend trocken sein musste, suchten wir dann ein Hostel und wurden in Lidköping fündig. Zwei Betten waren auch noch frei. Auf dem Weg nach Lidköping konnten wir es uns dann aber nicht verkneifen, in Bullerbü und Katthult Zwischenstop zu machen.
Bullerü (eigentlich Sevedstorp) und Katthult gibt es nicht wirklich, aber die beiden wirklich niedlichen Orte haben Astrid Lindgren zu ihren Büchern inspiriert und mittlerweile sind sie auf Straßenschildern als Bullerbü und Katthult ausgeschildert. Die Orte selbst fanden wir, wie auch alle anderen Orte, die wir besuchten, als absolut Touristenleer vor, worüber wir uns sehr freuten. So konnten wir in den Limonadenbaum in Bullerbü klettern, ins Heu springen und in das Fenster des Schuppens schauen, in den Michel immer eingesperrt wurde. Lange nach Einbruch der Dunkelheit erreichten wir dann endlich Lidköping und waren froh, nicht noch nach einem Zeltplatz Ausschau halten zu müssen und unser nach wie vor nasses Zelt aufbauen zu müssen. Nach diesem langen und anstrengenden Tag aßen wir etwas zu Abend, bauten das Zelt dann doch noch auf (ja, wir bauten es in unserem Hostel-Zimmer auf, das wir eventuell noch mit zwei anderen Backpackern teilen mussten), um es ein wenig zu Trocknen und gingen dann recht früh schlafen. Wir hatten auch am nächsten tag einiges geplant und nachdem wir mittlerweile wussten, dass man auf schwedischen Straßen in der Regel 70 und mit viel Glück auch mal 90 fahren darf, wussten wir auch, dass wir noch einiges an Fahrzeit benötigen würden, um unsere nächsten Ziele zu erreichen.
Also ging es auch schon morgens früh los. Frühstück, Zimmer saubermachen (Wo kommt bloß das ganze Stroh her? Aus Cordelias Schuhen), das mittlerweile glücklicherweise getrocknete Zelt saubermachen und einpacken und dann: Los geht’s! Unser erstes Ziel am Samstag war Fjällbacka, ein kleines Fischerdorf nördlich von Göteborg. Hier gab es die Schlucht aus Ronja Räubertochter zu bestaunen. Das war Cordelias Hightlight! Und es hat sich tatsächlich gelohnt! Die Schlucht war bereits sehr beeindruckend, aber als wir unzählige Stufen auf den Felsen geklettert waren, waren wir beide von der Aussicht über Fjällbacka und das Meer beeindruckt!
Wir konnten uns gar nicht satt sehen an dem Ausblick und vergaßen die Zeit und die Tatsache, dass wir uns schon bald mit Daniel treffen würden. Dazu mussten wir aber erst noch ein ganzes Stück nach Mellerud fahren. Und um dorthin zu gelangen hätte man entweder einen Umweg auf großen Straßen nehmen oder auf kleinen Landstraßen direkt dahinfahren können. Wir wollten Schweden sehen und entschlossen uns deswegen für die kleinen Straßen. Wer konnte denn auch ahnen, dass die Straßen so klein sein würden und dass die dort eingezeichneten Orte maximal aus drei Häusern bestanden. Hinzu kam, dass manche Straßen, die auf der Karte eingezeichnet waren, gar nicht existierten. Und zack, schon bald hatten wir uns verfahren und wussten nicht mehr weiter. Wir fuhren auf einer Straße, auf der nur mit Mühe zwei Autos aneinander vorbei passten und die nicht geteert war, sondern nur aus Split bestand. Ich glaube, unser Auto hatte nach dieser Tour unendlich viele Kratzer mehr als zuvor. Schneller als 50 konnte man auch nicht fahren. So tuckerten wir also umher, absolut orientierungslos bis wir endlich wieder ein Haus sahen, vor dem zu unserem Glück auch noch ein etwas älteres Ehepaar im Garten am arbeiten war. Wir hielten an. Der Mann des Hauses versteckte sich zunächst hinter seiner Frau, um uns dann aber doch den Weg zu einer größeren Straße zeigen zu können. Die beiden hatten ihren Spaß, die haben sicher noch abends über die beiden dummer Touristen gelacht, die auf so kleinen Sträßchen nach Mellerud fahren wollten. Dank deren Hilfe landeten wir dann, mit etwa 1,5 Stunden Verspätung in Mellerud wo Daniel uns bereits sehnsüchtig erwartete. Wir hatten beide großen Respekt davor, wie er es so lange in einem kleinen, hässlichen und einfach nur langweiligen Ort ausgehalten hatte. Gemeinsam mit ihm ging es dann zum Drehort des Ronja Räubertochter-Films. Diesen fanden wir vergleichsweise ohne große Probleme. Der Parkplatz endete 1,5Kilometer vor den Überresten der Mattisburg. Diese Strecke mussten wir dann im Wald und über Felsen wandern ohne tatsächlich einen Weg zu sehen. Nur hin und wieder wiesen uns gelb angemalte Steine die Richtung. Wir fanden die Felskuppe dennoch und konnten von dortaus eine wunderbare Aussicht über den Ronja-Wald genießen.
Doch schon bald drängte Daniel zum Aufbruch. Cordelia und ich waren zu überwältigt um den Einbruch der Dunkelheit wahrzunehmen. Kaum zurück am Auto wurde uns dann auch bewusst wie schwer es geworden wäre, hätten wir noch länger den Ausblick genossen. Dann hätten wir den Ausblick vermutlich die ganze Nacht über genießen können, da der Weg zurück absolut nicht mehr zu finden war. Unser letztes Ziel für diesen Tag war Karlstad, wo wir bei Daniel übernachten konnten.
Den letzten Tag von unserem Kurzurlaub verbrachten wir eher gemütlich. Wir schliefen lange, frühstückten und gingen dann zu Schulfest von Daniels Praktikumsstelle. Danach zeigte er uns noch Karlstad bevor wir dann auch schon wieder den Heimweg über Örebrö antraten. Glücklich und zufrieden erreichten wir Västerås, gaben das Auto ab und freuten uns auf einen ruhigen Abend und ein warmes Essen.
Die vier Tage sind so schnell vergangen, dass wir es gar nicht richtig wahrgenommen haben. Aber die 1358Kilometer die wir gefahren waren und die etwa 500gemachten Bilder sprechen für sich. Ein Ausflug, den wir beide so schnell sicher nicht vergessen werden!
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